Die Urszene
↳ Christine Noll Brinckmann
DE 1981, 00:06:00
In der modernen Filmtheorie ist viel von der Indiskretion des Schauens die Rede. Der Zuschauer, der im dunklen Raum sitzt und ungestraft und ungesehen alles betrachten darf, was sich auf der Leinwand enthüllt, erscheint als eine Art Voyeur. In diesem Zusammenhang wird immer wieder Freud zitiert, der allen Voyeurismus auf die menschliche Urerfahrung der ‚Urszene‘ – der Beobachtung des Beischlafs der Eltern durch das kleine Kind – zurückgeführt hat. Der Film Die Urszene versucht dieser Beziehung zwischen Film und Voyeurismus auf seine Art nachzugehen. In Anbetracht der Tatsache, dass sich die meisten Urszenen eher in der Phantasie als in der Wirklichkeit abspielen, betont auch er die Rolle der Phantasie. Die Wirklichkeit wird nur suggeriert. Und da selbst in Fällen tatsächlicher Kindheitserfahrung das Gesehene meist verdrängt oder verschoben wird, versucht er auch diese Ebene der Verarbeitung einzubeziehen. Er verwendet einen amerikanischen Schlager der 50er Jahre, der seinerseits die Urszene in verdeckter Form behandelt. […] Aber abgesehen davon gibt der Film auch einen kurzen Überblick über die stilistische Vielfalt der Schlafzimmer im Frankfurter Raum. – C.N.B.
- Sektion Section: Filmprogramm
- Programm Programme: The Unpossessable Possessor 1